LIFEoCLOCK
THE BEAUTY OF TIME
«Was also ist die Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es,
wenn ich es einem Fragenden erklären soll, weiß ich es nicht.»
Diesen Satz schrieb der Philosoph Augustinus im 4. Jahrhundert. Seitdem hat sich an der Ratlosigkeit gegenüber dem Phänomen Zeit kaum etwas geändert, trotz der Aussage Kants, dass Zeit nur in unserem Bewusstsein existiert, und trotz Einsteins Relativitätstheorie, nach der Raum und Zeit eine Einheit bilden, die sich seltsamerweise sogar manchmal krümmt.
Das einzige, was sich geändert hat, ist unser Umgang mit der Zeit. Sie wird immer mehr als tyrannischer Antreiber wahrgenommen und immer weniger als ein Geschenk, das uns überhaupt erst zu leben ermöglicht. Ein Beispiel aus der Umgangssprache: „Entschuldigung, können Sie mir sagen, wie spät es ist?“ Eine alltägliche Formulierung, oder? Und trotzdem extrem fragwürdig. Denn wieso ‚spät‘? Das hört sich ja an, als ob man fürchtet, dass die Zeit für das, was man gerade vorhat, vielleicht nicht mehr ausreichen könnte. Und dass man daher gerade unter Zeitdruck steht. Was natürlich gar nicht der Fall sein muss, wenn jemand diese Formulierung benutzt. Trotzdem sprechen wir oft so. Die kollektive Angst vor Zeitdruck, Sich-Beeilen-Müssen und Nicht-Mehr-Schaffen-Können hat von unserer Sprache Besitz ergriffen. Und nicht nur von unserer Sprache.
CORONA-UPDATE
Die Uhr für eine neue Zeit.
Die Zeit steht still. Selbst für die LIFEoCLOCK. Deren Produktion sich verzögert sich daher. Zum Glück gibt es aber einen Gedanken, der uns tröstet: Bedingt durch die Krise bildet sich bei vielen Menschen gerade ein Verständnis von Zeit heraus, das auf Entschleunigung setzt, auf eine Abkehr von der ständigen Jagd nach Erfolg, auf die Wertschätzung des Augenblicks, auf das Wesentliche, auf Besinnung. Und dieses Zeitverständnis entspricht voll und ganz den Intentionen unserer Uhr. Wenn sie also mit Verspätung den Weltmarkt betritt, ist das nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Sie kommt dann genau zur richtigen Zeit.